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24. Caroline Pichler. Denkwürdigkeiten aus meinem Leben (Vienna, 1844), 1:179–81.

Es war die Familie des berühmten Freiherrn v. Jacquin, die schon damals {180} vor 60–70 Jahren, ein hellleuchtendes Augmerk für die wissenschaftliche Welt in und außer Wien war, und die auch ihrer angenehm geselligen Verhältnisse wegen von Vielen gesucht wurde. Wenn die Gelehrten oder gelehrt seyn Wollenden den berühmten Vater und den ihm  nachstrebenden Sohn (den erst vor wenig Jahren verstorbenen Joseph Freiherrn v. Jacquin) aufsuchten, so sammelte sich die junge Welt um den jüngern Sohn Gottfried, den ein lebhafter gebildeter Geist, ein ausgezeichnetes Talent für Musik mit einer angenehmen Stimme verbunden, zum Mittelpunkt des heitern Kreises machte, und um seine Schwester Franziska, die jetzt noch lebende Frau v. Lagusius. Franziska spielte vortrefflich Klavier, sie war eine der besten Schülerinnen Mozart’s, der für sie das Trio mit der Klarinette geschrieben hat, und sang noch überdieß sehr hübsch. Da wurden nun an den Mittwoch-Abenden, die, seit ich denken kann, in diesem Hause der Geselligkeit gewidmet waren, auch selbst im Winter, wann die Familie Jacquin, wie jetzt Professor Endlicher, im Botanischen Garten wohnte, in den Zimmern des Vaters gelehrte Gespräche geführt, und wir jungen Leute plauderten, scherzten, machten Musik, spielten kleine Spiele, und unterhielten uns trefflich. Schöne Zeit der heitern sorglosen Jugend! Liebliche Bilder längstentschwundener Freuden!