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7. Georg August Griesinger, Biographische Notizen über Joseph Haydn (Leipzig, 1810), 14–16.

Dem Verfasser dieses wurde mit vieler Zuverlässigkeit erzählt, der Violinspieler Misliwezech, ein Böhme von Geburt, habe während seines Aufenthalts in Mayland Quartetten aufführen gehört, und als ihm der schon siebenzigjährige Johann {15} Baptista Sammartini als Kompositor derselben genannt wurde, habe er ganz erstaunt ausgerufen: Endlich kenne ich den Vorgänger Haydns, und das Muster, nach welchem er sich gebildet hat! Es schien mir der Mühe werth, den Grund dieser Angabe näher zu untersuchen, da ich Originalität, besonders in seinen Quartetten, nie hatte bezweifeln hören. Ich erkundigte mich bey Haydn, ob er Sammartini’s Werke in seiner Jugend gekannt habe, und was er von diesem Kompositor halte? Haydn antwortete mir, er habe Sammartinische Musik ehedem gehört, aber nie geschätzt, “denn Sammartini sey ein Schmierer.” Er lachte herzlich als ich mit Misliwezechs vermeintlicher Entdeckung herausrückte, und sagte nur den Emanuel Bach erkenne er als sein Vorbild, und folgender ganz zufälliger Umstand habe ihn veranlaßt, sein Glück mit der Komposition von Quartetten zu versuchen. Ein Baron Fürnberg hatte eine Besitzung im Weinzierl, einige Posten von Wien, und er lud von Zeit zu Zeit seinen Pfarrer, seinen Verwalter, Haydn und Albrechtsberger (einen Bruder des bekannten Contrapunktisten, der das Violoncell spielte) zu sich um kleine Musiken zu hören. Fürnberg forderte Haydn auf, {16} etwas zu komponiren, das von diesen vier Kunstfreunden aufgeführt werden könnte. Haydn damals achtzehn Jahr alt, nahm den Antrag an, und so entstand sein erstes Quartett

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welches gleich nach seiner Erscheinung ungemeinen Beifall erhielt, wodurch er Muht bekam, in diesem Fache weiter zu arbeiten.