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40. “Wien, Anfang des Mays,” Allgemeine musikalische Zeitung (Leipzig) 7, no. 33 (May 15, 1805): cols. 534–35.

Den vorigen Winter hat sich hier eine musikalische Anstalt gebildet, welche durch reichliche Unterstützung noch fortdauert, und die in ihrer Art wirklich vollkommen ist. Dies sind Quartetten, weiche in einem Privathause auf die Art gegeben werden, dass der Zuhörer für vier Produktionen immer fünf Gulden vorausbezahlt. Schuppanzigh, der Unternehmer, weiss bey seinem vortrefflichen Quarttenvortrage in den Geist der Kompositionen genau einzudringen, und das Feurige, Kräftige, oder auch Feinere, Zarte, Humoristische, Liebliche, Tändelnde, so bezeichnend herauszuheben, dass die erste Violin kaum besser besetzt seyn könnte. Ihn accompagnirt auf der zweyten Violin eben so vortrefflich sein SchüIer {535} Mayseder, ein sehr talentvoller Jüngling, von dem erst neulich in Ihren Blättern gesprochen wurde. Die Viole behandelt Schreiber, in Diensien des Fürsten von Lobkowitz, mit Leichtigkeit und Genauigkeit. Das Violoncell ist durch den ältern Herrn Kraft vortrefflich besetzt; er hat einen schönen vollen Ton, ungemein viele Leichtigkeit und Sicherheit, und opfert dem Effekte seines Instrumentes nie das Ganze auf. Natürlich sind es nur die vorzüglichsten, ausgezeichnetsten Kompositionen, welche von solchen Meistern sorgfältig einstudirt, und erst nach einigen Proben öffentlich vorgetragen werden. Bis jetzt sind Quartetten von Mozart, Haydn, Beethoven, Eberl und Romberg gegeben worden. Zuweilen werden wol auch grössere Stücke aufgeführt; unter diesen gefiel vorzüglich das schöne Beethovensche Sextett aus Es, eine Komposition, die durch schöne Melodieen, einen ungezwungenen Harmoniefluss und einen Reichthum neuer und überraschender Ideen glänzt. Die Klarinette wurde dabey von Herrn Pär, in Diensten des fürstlich Lichtensteinschen Hauses, äusserst vollkommen vorgetragen. Dieser Künstler hat nebst einer ausserordentlichen Leichtigkeit und Sicherheit auch einen so äusserst lieblichen und angenehmen Ton, und weiss ihn besonders im Piano zu einer so zarten und hinreissenden Delikatesse zu schmelzen dass er gewiss wenige Gleiche auf seinem Instrumente finden wird.