Den vorigen Winter hat sich hier eine musikalische Anstalt gebildet, welche durch reichliche Unterstützung noch fortdauert, und die in ihrer Art wirklich vollkommen ist. Dies sind Quartetten, weiche in einem Privathause auf die Art gegeben werden, dass der Zuhörer für vier Produktionen immer fünf Gulden vorausbezahlt. Schuppanzigh, der Unternehmer, weiss bey seinem vortrefflichen Quarttenvortrage in den Geist der Kompositionen genau einzudringen, und das Feurige, Kräftige, oder auch Feinere, Zarte, Humoristische, Liebliche, Tändelnde, so bezeichnend herauszuheben, dass die erste Violin kaum besser besetzt seyn könnte. Ihn accompagnirt auf der zweyten Violin eben so vortrefflich sein SchüIer {535} Mayseder, ein sehr talentvoller Jüngling, von dem erst neulich in Ihren Blättern gesprochen wurde. Die Viole behandelt Schreiber, in Diensien des Fürsten von Lobkowitz, mit Leichtigkeit und Genauigkeit. Das Violoncell ist durch den ältern Herrn Kraft vortrefflich besetzt; er hat einen schönen vollen Ton, ungemein viele Leichtigkeit und Sicherheit, und opfert dem Effekte seines Instrumentes nie das Ganze auf. Natürlich sind es nur die vorzüglichsten, ausgezeichnetsten Kompositionen, welche von solchen Meistern sorgfältig einstudirt, und erst nach einigen Proben öffentlich vorgetragen werden. Bis jetzt sind Quartetten von Mozart, Haydn, Beethoven, Eberl und Romberg gegeben worden. Zuweilen werden wol auch grössere Stücke aufgeführt; unter diesen gefiel vorzüglich das schöne Beethovensche Sextett aus Es, eine Komposition, die durch schöne Melodieen, einen ungezwungenen Harmoniefluss und einen Reichthum neuer und überraschender Ideen glänzt. Die Klarinette wurde dabey von Herrn Pär, in Diensten des fürstlich Lichtensteinschen Hauses, äusserst vollkommen vorgetragen. Dieser Künstler hat nebst einer ausserordentlichen Leichtigkeit und Sicherheit auch einen so äusserst lieblichen und angenehmen Ton, und weiss ihn besonders im Piano zu einer so zarten und hinreissenden Delikatesse zu schmelzen dass er gewiss wenige Gleiche auf seinem Instrumente finden wird.
Jetzt nur ein paar Worte über ein bizarres Phänomen, das er (oder seine Berühmtheit) veranlaßt. Es kam vor einiger Zeit ein einzelnes Quadro, (für Clavier, 1. Violine, 1. Viola (Bratsche) und Violoncell) gestochen heraus, welches sehr künstlich gesetzt ist, im Vortrage die äusserste Präcision aller vier Stimmen erfordert, aber auch bey glücklicher Ausführung doch nur, wie es scheint, Kenner der Tonkunst in einer Musica di Camera vergnügen kann und soll. Der Ruf: “Mozart hat ein neues gar besonderes Quadro gesetzt, und die und die Fürstin und Gräfin besitzt es und spielt es!” – verbreitete sich bald, reizte die Neugier und veranlaßte die Unbesonnenheit, diese originelle Composition in großen lärmenden Concerten zu produciren, und sich damit, invita Minerva, zum Prunk hören zu lassen. Manches andere Stück soutenirt {232} sich auch noch bei einem mittelmäßigen Vortrag; dieses Mozartsche Produkt aber ist würklich kaum anzuhören, wenn es unter mittelmäßige Dilettanten-hände fällt, und vernachlässigt vorgetragen wird. – Dies ist nun im vorigen Winter unzähligemal geschehen; beynahe wo ich auf meiner Reise hinkam, und in einige Concerte eingeführt wurde, kam ein Fräulein, oder eine stolzirende bürgerliche Demoiselle, oder sonst ein naseweiser Dilettant in rauschender Gesellschaft mit diesem Quadro angestochen und prätendirte, daß es goutirt würde. Es konnte nicht gefallen; alles gähnte vor Langerweile über dem unverständlichen Tintamarre von 4 Instrumenten, die nicht in vier Takten zusammen paßten und bey deren widersinnigem Concentu an keine Einheit der Empfindung zu denken war; aber es mußte gefallen, es mußte gelobt werden! Mit welchem Eigensinne man dies beynahe allerwärts zu erzwingen gesucht hat, kann ich Ihnen kaum beschreiben. Diese Thorheit eine ephemerische Manie du jour zu schelten, sagt zu wenig, weil sie fast einen ganzen Winter hindurch gewährt, und sich, (nach allem dem, was ich noch nebenzu Erzählungsweise vernommen habe) viel zu wiederholt gezeigt hat. Sie verdient eine öffentliche Rüge in Ihren Blättern, wo so manche andre Mode-Thorheit, und schiefe Ostentation dergleichen ebenfalls mit Recht bisher erhalten hat. Denn in der That ist diese unschickliche Vordringlichkeit nicht nur unanständig, und nicht nur ohne Nutzen und Frommen, sondern sie schadet auch der Kunst Verbreitung des ächten Geschmacks.” “Ists nichts weiter als das?” (denkt der halbgelehrte Zuhörer der Musik) “das soll in Vortrefflichkeit an die Extreme der Kunst gränzen? Und ich fühle, doch Versuchung mir {233} öfters die Ohren dabey zuzuhalten? Wie reimt sich das? Weiß ich auch nur zuletzt, was ich aufrichtig in Musik loben oder tadeln darf?” – So verleidet man wahre Musik-Liehaberey, macht den gesunden Menschenverstand und gesundes Natur-Gefühl irre, und hindert dies jenige Geradheit und Gründlichkeit in Cultur, ohne welche doch keine Kunst zu haltbarer Höhe jemals emporsteigt. Welch ein Unterschied, wenn dieses vielbemeldete Kunstwerk von vier geschickten Musikern, die es wohl studirt haben, in einem stillen Zimmer, wo auch die Suspension jeder Note dem lauschenden Ohr nicht entgeht, nur in Gegenwart von zwey oder drey aufmerksamen Personen, höchst präcis vorgetragen wird! Aber freylich ist hierbey an keinen Eclat, an keinen glänzenden Mode-Beyfall zu denken, noch conventionelles Lob zu lucriren!
Die Instrumentalisten Venedigs, mit Inbegriff der Dilettanten, von denen weiter unten die Rede seyn wird, zeichnen sich durch Feuer in der Ausführung, durch Gleichheit und schnelles Auffassen vortheilhaft aus. Man führt schon mit zwey Proben die schwersten neuen Opern zur Bewunderung der Componisten auf, die daher dem Venezianischen Orchester vor allen andern Italiens den Vorzug einräumen. Auch zeichnen sich Dilettanten und Professoren in der präcisen, nuancirten Ausführung der Quartetten aus. Haydn, Mozart, Beethoven, Krommer, Romberg u.s.w. werden oft schon prima vista mit staunenswerther Vollkommenheit aufgeführt.[1]
[1] Allen Respect für Venedig und ihre Künstler; aber diess Urtheil können wir Teutsche darum nicht unterschreiben, weil wir denn doch noch immer das unbestrittene Primat in der Instrumentalmusik behaupten, und daher andern nie zugeben werden, was uns nicht möglich ist. Mögen es die italischen Brüder nicht ungütig nehmen, wenn wir Gullivers Bückling, den er nach der Zurückkunst von Brobdingnak an seiner Hausthüre machte, mit dem Gesagten in die Parallele setzen.
Bey a) werden folglich alle acht Töne, bey b) vier und vier 2c. geschleift. Man marke hierbey noch, daß die Note, über welcher der Bogen anfängt, sehr gelinde (kaum marklich) accentuirt wird. In dem Beyspiele g) fällt also dieser gelinde Nachdruck, (wider die sonst zu befolgende Regel) auf die mit + bezeichneten schlechten Noten, bey h) will man andeuten, daß zwar alle Noten geschleift werden müssen, doch soll der erste, dritte, fünfte und siebente Ton sehr schwach markirt werden.
Johann Traeg im Pilatischen Haus am Peter im ersten Stock hat die Ehre eine hochzuehrendes Publikum zu versichern, daß er, aufgemuntert durch den ihre bisher gescheniren Beyfall, einen Plan entworfen, der den Musikliebhabern sehr willkommen seyn wird; da sie dadurch in den Stand gesetzt werden, mit wenigen {396} Kosten durch die besten Stücke der größten Meister, so oft es ihnen beliebt, sich zu vergnügen. Es giebt nämlich in hiesiger Stadt mehrere Familien, und einzelne Personen, die sich wöchentlich durch grosse oder kleine musikalische Akademien unterhalten. Viele davon wollen sich mit Musikalien nicht überhäufen, oder doch wenigstens die Sachen vorläufig hören, welche sie kaufen wollen. Da ich nun einen schönen Vorrath von den besten und neuesten Musikalien in allen Fächern besitze, auch bemüht bin, ihn noch täglich zu vermehren, so erbiete ich mich entweder 3 Sinfonien, oder 6 Quintetten, 6 Quarteten, 6 Trios &c. gegen vierteljährige Vorausbezahlung von 3 fl., wöchentlich auszuleihen. Will jemand zweymal in der Woche musikalische Akademien geben, und folglich 6 Sinfonien oder 12 andere Stücke dazu brauchen, der kann sich ebenfalls darauf abonniren, und zahlt vierteljährig nur 5 fl. Weil ich mich aber bestreben muß, jedermann richtig zu bedienen, so wird niemand Bedenken tragen, die empfangene Stücke den folgenden Tag gleich wieder zurück zu stellen. Wegen meiner grossen Bekanntschaft mit den hiesigen Musicis, kann ich auch zu grossen und kleinen Akademien geschickte Musiker um einen sehr billigen Preis verschaffen. Um aber diese Aufträge bestens besorgen zu können, bitte ich, daß man die Bestellung jederzeit Vormittags bey mir mache. – Folgende neue geschriebene Musikalien sind auch bey mir zu haben: 1) die neuesten Sinfonien von Joseph Haydn, den Bogen zu 7 kr. 2) die Ouverturen von der Alzeste, Iphigenie von Ritter Gluck und Deserteur [i.e. Le déserteur] von [Pierre-Alexandre] Monsigny, alle 3 in Klavierauszug, jede zu 36 kr. 3) 12 ausgesuchte deutsche Lieder von Bach, Benda, Gluck, Kraus, Häsler und Schweitzer zu 1 fl. 30 kr. nebst noch verschiedenen andern der neuesten Sachen für alle Instrumente.
Trio. (Musik.) Ein Instrumentalstük von drey obligaten Stimmen, z. E. einer Flöte, Violin und Violoncell. Es besteht insgemein, wie die Sonate, aus drey Stüken von verschiedenem Charakter, und wird auch oft Sonata a tré genennet. Es giebt aber auch dreystimmige Sonaten, die aus zwey Hauptstimmen und einem begleitenden Baß bestehen, und oft blos Trios genennet werden. Beyde Gattungen sind in Ansehung des Satzes sehr von einander unterschieden, und sollten daher in der Benennung nicht mit einander verwechselt werden.
Das eigentliche Trio hat drey Hauptstimmen, die gegen einander concertiren, und gleichsam ein Gespräch in Tönen unterhalten. Jede Stimme muß dabey intereßirt seyn, und indem sie die Harmonie ausfüllt, zugleich eine Melodie hören lassen, die in dem Charakter des Ganzen einstimmt, und den Ausdruk befördert. Dies ist eine der schwersten Gattungen der Composition. Nicht diejenigen, die den dreystimmigen Satz[1] allein verstehen, sondern die zugleich alles, was zur Fuge und dem doppelten Contrapunkt gehöret, völlig inne, und daneben einen fließenden und ausdruksvollen Gesang in ihrer Gewalt haben, können darin glüklich seyn.
Es giebt Trios, die im strengen und gebundenen Kirchenstyl gesezt sind, und förmliche Fugen in sich enthalten: Sie bestehen insgemein aus zwey Violin- und einer Baßstimme, und werden auch Kirchentrios genennet. Diese müssen mehr wie einfach besezt seyn, ohnedem sind sie von keiner Kraft. Die strenge Fuge, die bey feyerlichen Gelegenheiten und stark besezten Musiken, durch das Volltönige, Feyerliche und Einförmige ihrer Fortschreitung alle Menschen rührt, hat in einem Kammertrio, wo jede Stimme nur einfach besezt ist, außer auf den Kenner, dem die Kunst allenthalben willkommen ist, keine Kraft auf den Liebhaber von Gefühl; weil er durch keine Veranstaltung zu großen {1181} Empfindungen vorbereitet ist, und weil er blos auf das Einzele des Gesanges aufmerksam ist, der ihm in der Fuge nothwendig ohne Geschmak und Ausdruk vorkommen muß.
Daher erfodert das Kammertrio eine Geschiklichkeit des Tonsetzers, die Kunst hinter dem Ausdruk zu verbergen. In den besten Trios dieser Art ist ein sprechender melodischer Satz zum Thema genommen, der wie in der Fuge in den Stimmen abwechselnd, aber mit mehrerer Freyheit, und nur da, wo er von Ausdruk ist, angebracht wird; oder es sind deren zwey oder drey, die oft von entgegengeseztem Ausdruk sind, und gleichsam gegen einander streiten. Singende und jedem Instrument gemäße Begleitung des Thema; freye Nachahmungen; unerwartete und wolklingende Eintritte, indem eine Stimme der andern gleichsam in die Rede fällt; durchgängig ein faßlicher und wolcadenzierter [sic] Gesang und Zwischensätze in allen Stimmen, ohne daß eine durch die andere verdunkelt werde; auch wol zur Abwechslung Schwierigkeiten und Passagen von Bedeutung, füllen den übrigen Theil des Stüks aus, und machen das Trio zu einem der angenehmsten Stüke der Kammermusik.
Gute Trios dieser Art sind aber selten, und würden noch seltener seyn, wenn der Tonsezer sich vorsezte, ein vollkommen leidenschaftliches Gespräch unter gleichen, oder gegen einander abstechenden Charakteren in Tönen zu schildern. Hiezu würde noch mehr erfodert werden, als wolklingende Melodien auf eine künstliche und angenehm ins Ohr fallende Art dreystimmig zusammenzusetzen. Nur der, welcher alle einzele Theile der Kunst mit einer fruchtbaren und lebhaften Phantasie verbände, und sich übte, jeden Zug eines Charakters oder einer Leidenschaft in den schildernden Gesprächen eines Heldengedichts, oder eines Drama, oder im Umgange, musikalisch zu empfinden, und in Tönen auszudrüken [sic], würde eines solchen Unternehmens fähig werden, und das Trio zu der höchsten Vollkommenheit erheben.
Eben dieses läßt sich auch auf die uneigentlichen Trios, oder vielmehr dreystimmigen Sonaten von zwey Hauptstimmen mit einem blos begleitenden Baß, anwenden, die übrigens in Ansehung des Satzes wie Duette, die von einem Baß begleitet werden, anzusehen, und denselben Regeln unterworfen sind.[2] Unter diesen giebt es einige, wo die zweyte Stimme der ersten mehrentheils Terzen- oder Sextenweise folgt, oder blos die Stelle einer Mittelstimme vertritt, und in der Bewegung neben den Baß fortschreitet: diese Gattung erfodert einen überaus reizenden und ausdruksvollen Gesang in der Oberstimme, und fremde und künstliche Modulationen im Satz, ohnedem geräth sie ins Langweilige und Abgeschmakte.
Niemand, als wer schon weit über die Lehrjahre der Composition hinweg ist, sollt es sich einfallen lassen, Trios zu setzen, es sey in welcher Gattung es wolle; da so gar viel dazu erfodert wird, ein gutes Trio zu machen. Unsere heutige junge Componisten setzen sich über diese Bedenklichkeiten weg. Daher werden wir von Zeit zu Zeit mit so viel schlechten Trios heimgesucht, in welchen oft nicht einmal der reine dreystimmige Satz beobachtet ist, wo jedes Stük insgemein aus etlichen nichtsbedeutenden Solopassagen, wozu die beyden andern Stimmen eine kahle Begleitung hören lassen, zusammengesezt, und im Ganzen nicht ein Funken von Ausdruk oder Studium angetroffen wird. Welchem Zuhörer der nur die geringste Kunstwissenschaft besizt, muß nicht die Haut schaudern, wenn er hört, daß das Violoncell abwechselnd den Hauptgesang, der gar nichts baßmäßiges hat, führet, und die Violinen den Baß dazu spiehlen? Z.B.
Trio bedeutet auch von zwey Menuetten, die zusammengehören, die zweyte, die dreystimmig gesetzt seyn muß, nach welcher die erste, die am besten nur zweystimmig ist, wiederholet wird.[3]
[1] S. Dreystimmig.
[2] S. Duett.
[3] S. Menuet.
SONATE. (Musik.) Ein Instrumentalstük von zwey, drey oder vier auf einander folgenden Theilen von verschiedenem Charakter, das entweder nur eine oder mehrere Hauptstimmen hat, die aber nur einfach besetzt sind: nachdem es aus einer oder mehreren gegen einander concertirenden Hauptstimmen besteht, wird es Sonata a solo, a due, a tre etc. genennet.
Die Instrumentalmusik hat in keiner Form bequemere Gelegenheit, ihr Vermögen, ohne Worte Empfindungen zu schildern, an den Tag zu legen als in der Sonate. Die Symphonie, die Ouvertüre, haben einen näher bestimmten Charakter; die Form eines Concertes scheint mehr zur Absicht zu haben, einem geschickten Spieler Gelegenheit zu geben, sich in Begleitung vieler Instrumente hören zu lassen, als zur Schilderung der Leidenschaften angewendet zu werden. Außer diesen und den Tänzen, die auch ihren eigenen Charakter haben, giebt es in der Instrumentalmusik nur noch die Form der Sonate, die alle Charaktere und jeden Ausdruck annimmt. Der Tonsetzer kann bey einer Sonate die Absicht haben, in Tönen der Traurigkeit, des Jammers, des Schmerzens, oder der Zärtlichkeit oder des Vergnügens und der Fröhlichkeit ein Monolog auszudrüken; oder ein empfindsames Gespräch in bloß leidenschaftlichen Tönen unter gleichen, oder von einander abstechenden Charakteren zu unterhalten; oder bloß heftige, stürmende, oder contrastirende, oder leicht und sanft fortfließende ergötzende Gemüthsbewegungen zu schildern. Freylich {1095} haben die wenigsten Tonsetzer bey Verfertigung der Sonaten solche Absichten, und am wenigsten die Italiäner, und die, die sich nach ihnen bilden: ein Geräusch von willkürlich auf einander folgenden Tönen, ohne weitere Absicht, als das Ohr unempfindsamer Liebhaber zu vergnügen, phantastische plötzliche Uebergänge vom Fröhlichen zum Klagenden, vom Pathetischen zum Tändelnden, ohne daß man begreift, was der Tonsetzer damit haben will, charakterisiren die Sonaten der heutigen Italiäner; und wenn die Ausführung derselben die Einbildung einiger hitzigen Köpfe beschäfftiget, so bleibt doch das Herz und die Empfindungen jedes Zuhörers von Geschmak oder Kenntniß dabey in völliger Ruhe.
Die Möglichkeit, Charakter und Ausdruk in Sonaten zu bringen, beweisen eine Menge leichter und schwerer Claviersonaten unseres Hamburger Bachs. Die mehresten derselben sind so sprechend, daß man nicht Töne, sondern eine verständliche Sprache zu vernehmen glaubt, die unsere Einbildung und Empfindungen in Bewegung setzt, und unterhält. Es gehört unstreitig viel Genie, Wissenschaft, und eine besonders leicht sängliche und harrende Empfindbarkeit dazu, solche Sonaten zu machen. Sie verlangen aber auch einen gefühlvollen Vortrag, den kein Deutsch-Italiäner zu treffen im Stande ist, der aber oft von Kindern getroffen wird, die bey Zeiten an solche Sonaten gewöhnt werden. Die Sonaten eben dieses Verfassers von zwey concertirenden Hauptstimmen, die von einem Baß begleitet werden, sind wahrhafte leidenschaftliche Tongespräche; wer dieses darin nicht zu fühlen oder zu vernehmen glaubt, der bedenke, daß sie nicht allezeit so vorgetragen werden, wie sie sollten. Unter diesen zeichnet sich eine, die ein solches Gespräch zwischen einem Melancholicus und Sanguineus unterhält, und in Nürnberg gestochen ist, so vorzüglich aus und ist so voller Erfindung und Charakter, daß man sie für ein Meisterstük der guten Instrumentalmusik halten kann. Angehende Tonsetzer, die in Sonaten glüklich seyn wollen, müssen sich die Bachischen und andere ihnen ähnliche zu Mustern nehmen.
Für Instrumentalspieler sind Sonaten die gewöhnlichsten und besten Uebungen; auch giebt es deren eine Menge leichter und schwerer für alle Instrumente. Sie haben in der Cammermusik den ersten Rang nach den Singstücken, und können, weil sie nur einfach besetzt sind, auch in der kleinsten musicalischen Gesellschaft ohne viele Umstände vorgetragen werden. Ein einziger Tonkünstler kann mit einer Claviersonate eine ganze Gesellschaft oft besser und würksamer unterhalten, als das größte Concert.
Von Sonaten von zwey Hauptstimmen, mit einem blos begleitenden oder concertirenden Baß, wird im Artikel Trio umständlicher gesprochen werden.
Cammermusik. Der verschiedene Gebrauch, den man von der Musik macht, erfodert auch besondre Bestimmungen gewisser Regeln. Die Kirchenmusik muß natürlicher Weise einen andern Charakter haben, als die, welche für die Schaubühne gemacht ist, und diese muß sich wieder von der Cammermusik unterscheiden. Man kann diese so betrachten, als wenn sie blos zur Uebung für Kenner, und zugleich zur Ergetzung für einige Liebhaber aufgeführt werde. Beyde Gesichtspunkten erfodern für die zur Cammermusik gesetzten Tonstüke, ein ihnen eigenes Gepräge, von welchem Kunstverständige bisweilen unter dem Namen des Cammerstils sprechen.
Da die Cammermusik für Kenner und Liebhaber ist, so können die Stüke gelehrter und künstlicher gesetzt seyn, als die zum öffentlichen Gebrauch bestimmt sind, wo alles mehr einfach und cantabel seyn muß, damit jederman es fasse. Auch wird in der Kirche und auf der Schaubühne manches überhört, und der Setzer hat nicht allemal nöthig, jeden einzeln Ton, auch in den Nebenstimmen so genau abzumessen; hingegen in der Cammermusik muß, da wegen der geringen Besetzung und wegen der wenigen Stimmen, jedes einzelne fühlbar wird, alles weit genauer überlegt werden. Ueberhaupt also wird in der öffentlichen Musik, wo man allemal einen bestimmten Zwek hat, mehr darauf zu sehen seyn, daß der Ausdruk auf die einfacheste und sicherste Weise erhalten werde, und in der Cammermusik wird man sich des äusserst reinen Satzes, eines feinern Ausdruks und künstlicherer Wendungen bedienen müssen. Dieses widerspricht einigermaaßen der allgemeinen Maxime, daß man in Kirchensachen ungemein scharf und genau im Satz seyn müsse, und hingegen in so genannten galanten Sachen, wozu man die Musik des Theaters, und auch die Concerte rechnet, es nicht so genau nehmen dürfe.
Weil die Cammermusik nicht so durchdringend seyn darf, als die Kirchenmusik, so werden die Instrumente dazu auch insgemein etwas weniger hochgestimmt; daher wird der Cammerton von dem Chorton unterschieden.
On sait que les quatuors sont joués par quatre instrumens, un premier violon, un deuxième violon, un alto et un violoncelle. Une femme d’esprit disait qu’en entendant les quatuor d’Haydn, elle croyait assister à la conversation de quatre personnes aimables. Elle trouvait que le premier violon avait l’air d’un homme de beaucoup d’esprit, de moyen âge, beau parleur, qui soutenait la {62} conversation dont il donnait le sujet. Dans le second violon, elle reconnaissait un ami du premier, qui cherchait par tous les moyens possibles à le faire briller, s’occupait très rarement de soi, et soutenait la conversation plutôt en approuvant ce que disaient les autres, qu’en avançant des idées particulières. L’alto était un homme solide, savant et sentencieux. Il appuyait les discours du premier violon par des maximes laconiques, mais frappantes de vérité. Quant à la basse, c’était une bonne femme un peu bavarde, qui ne disait pas grand’-chose, et cependant voulait toujours se mêler à la conversation. Mais elle y portait de la grace, et pendant qu’elle parlait, les autres interlocuteurs avaient le temps de respirer. On voyait cependant qu’elle avait un penchant secret pour l’alto, qu’elle préférait aux autres instruments.
Le genre de bien-être que fait éprouver une conversation animée ne consiste pas précisément dans le sujet de cette conversation; les idées ni les connoissances qu’on peut y développer n’en sont pas le principal intérêt; c’est une certaine manière d’agir les uns sur les autres, de se faire plaisir réciproquement et avec rapidité, de parler aussitôt qu’on pense, de jouir à l’instant de soi-même d’être applaudi sans travail de manifester {97} son esprit dans toutes les nuances par l’accent, le geste, le regard, enfin de produire à volonté comme une sorte d’électricité qui fait jaillir des étincelles, soulage les uns de l’excès même de leur vivacité et réveille les autres d’une apathie pénible.
Rien n’est plus étranger à ce talent que le caractère et le genre d’esprit des Allemands; ils veulent un résultat sérieux en tout. Bacon a dit que la conversation n’étoit pas un chemin qui conduisoit à la maison, mais un sentier où l’on se promenoit au hasard avec plaisir. Les Allemands donnent à chaque chose le temps nécessaire, mais le nécessaire en fait de conversation c’est l’amusement; si l’on dépasse cette mesure l’on tombe dans la discussion, dans l’entretien sérieux, qui est plutôt une occupation utile qu’un art agréable. Il faut l’avouer aussi, le goût et l’enivrement de l’esprit de société rendent singulièrement incapable d’application et d’étude, et les qualités des Allemands tiennent peut-être sous quelques rapports à l’absence même de cet esprit.